2024 – 22 Jahre Theater am Spittelberg

Rund 10.000 Künstlerinnen und Künstler, 330.000 Besucherinnen und Besucher und 3.500 Vorstellungen: Das Theater am Spittelberg feiert 22 Jahre seines Bestehens. Und damit ein Konzept, das seit Beginn jede Facette künstlerischer Darbietung würdigt. Ein Konzept, das den Schau- und Hörplatz Theater am Spittelberg (auch nach dem ebenso umfassenden wie sensiblen Umbau 2010, Architekt Martin Kiener, Bauherr MA 34) immer als Ort der persönlichen Begegnung zelebriert hat. Vor allem aber ein Konzept, das die unterschiedlichen kulturellen Ambitionen in dieser Stadt aufspüren, diesen respektvoll Raum für Entwicklung geben und sie gereift widerspiegeln will.


Spielzeit vom Mai bis Dezember

2011 wurde die Sommerbühne – ursprünglich für vier Monate geplant – um die Festivals Wien im Rosenstolz – Landpartie (jeweils im Mai), Wien im Rosenstolz (jeweils im Oktober) und Wintertainment (jeweils im Dezember) erweitert und somit auf acht Monate Spielzeit ausgedehnt. Zusätzlich erschallt das Internationale A Cappella Festival Voice Mania – es feierte im Spätherbst 2017 sein 20-Jahre-Jubiläum – in ausgesuchten Specials. Derart lädt das Theater mit täglich wechselndem Programm acht Monate im Jahr Kinder und Erwachsene zum Besuch.
 

Dank an Publikum, Künstlerinnen und Künstler, Team

„Ich verbeuge mich vor unserem Publikum und dem Team. Vor einem Publikum und Mitarbeitern, die dieses Konzept eines pulsierenden Miteinanders der Genres und Kulturen seit der ersten Minute mittragen und sich immer wieder freudig darauf einlassen“, betont Direktorin Nuschin Vossoughi, die ihre Herzensrolle als Impulsgeberin sieht.

„Besonderer Dank gilt den Künstlerinnen und Künstlern, den arrivierten und den jungen. Sie alle gemeinsam haben diesem Konzept Leben eingehaucht. Sie haben das Theater am Spittelberg als künstlerisches Biotop angenommen, in dem sich Altes und Neues, Wienerisches und Internationales, Lustiges und Ernstes, Musik, Theater, Kabarett, Tanz und Performance und Kinderprogramm mischen. In diesem Haus begeistern sie mit all ihrer Kreativität ihr Publikum in einer einzigartig intimen Wohnzimmer-Atmosphäre.“
 

Die Liste der Künstlerinnen und Künstler, die seit 2003 im Theater am Spittelberg aufgetreten sind, liest sich wie ein „Who is Who“ der österreichischen Kulturszene: Wolf Bachofner, Gabriel Barylli, Ulrike Beimpold, Wolfram Berger, Wolfgang Böck, Georg Breinschmid, Gerhard Bronner, Franzobel, Thomas Gansch, Paul Gulda, Karl-Heinz Hackl, Michael Heltau, Miguel Herz-Kestranek, Adi Hirschal, Bela Koreny, Karl Merkatz, Fritz Muliar, Justus Neumann, Stephan Paryla, Sandra Pires, Erika Pluhar, Werner Schneyder, Julia Stemberger, Katharina Straßer, ...

Der Austropop hatte im Theater am Spittelberg stets ein besonderes Zuhause in Gestalt von Wolfgang Ambros, Ulli Baer, Georg Danzer, Heli Deinboek, Birgit Denk, Rainhard Fendrich, Hansi Lang, Papermoon, Willi Resetarits, ...

Singer-Songwriting als besondere Momente offerierten Julian Le Play, Ernst Molden, Nino aus Wien, Dominik Plangger, Voodoo Jürgens, Konstantin Wecker, Wiener Blond, ...

Das immer wieder totgesagte Wienerlied erwachte, Volksmusik im besten Sinn entfaltete neue Blüten mit Alma, bratfisch, Chilli da Mur, Des Ano, Die Neuen Wiener Concert Schrammeln, Die Strottern, Boris Eder, Federspiel, Folksmilch, 5/8erl in Ehr’n, Gesangskapelle Hermann, Kurt Girk, Karl Hodina, Tini Kainrath, Kollegium Kalksburg, LALÁ Vocalensemble, Otto Lechner, Roland Neuwirth, Agnes Palmisano, Ramsch & Rosen, Norbert Schneider, Skero, Walther Soyka & Karl Stirner, Martin Spengler, Steinberg & Havlicek, Tesak & Blazek, Trio Lepschi, Velvet Elevator, ...

Pointenreichtum, musikalisch verfeinerten Humor und lautstarke Comedy boten Willy Astor, Baroness Lips von Lipstrill, Christoph & Lollo, Dornrosen, Gebrüder Marx, Gunkl, Sabina Hank, Andrea Händler, Herr Hermes, Kernölamazonen, Nadja Maleh, Verena Scheitz, Dolores Schmidinger, Peter Shub, Erwin Steinhauer, Mike Supancic, Weiberstammtisch, ...

Internationales Flair brachten Marwan Abado, Loukia Agapiou, Árstíðir, BartolomeyBittmann, Cristina Branco, Cantabile, Carminho, Sergio Cattaneo, Edson Cordeiro, Alegre Corrêa, Marco De Ana, Krzysztof Dobrek, Joao Farinha, Guem, Insingizi, MoZuluArt, Evi Niessner, Carolina Pessoa, José Ritmo, Russian Gentlemen Club, Saint Privat, Jon Sass, Maria Serrano, Nim Sofyan, Fatima Spar, Harri Stojka, Hans Theessink, Hernán Toledo, Tsatsiki Connection, ...

Für Kinder und Familien entstanden fantasievolle Spielräume durch Christoph Bochdansky, Ensemble klangmemory, Maciej Golebiowski, Herbert und Mimi, IyASA, Martha Laschkolnig, Pipifax, Peter Rosmanith, Marko Simsa, Theatro Piccolo, Valentinas Zauberzirkus, ...


Die Geschichte

Begegnungen unterschiedlichster Art und Vergnügungen aller Facetten prägen seit Jahrhunderten den Spittelberg. Mit einem Unterschied: Einst war der durch geschäftstüchtige Großgrundbesitzer eng parzellierte Wiener "Hausberg" ein verruchtes Amüsierviertel. Heute ist die Unterhaltung, die hier inmitten der liebevoll herausgeputzten Vorstadt Atmosphäre und reichhaltiger Gastronomie geboten wird, noch immer bodenständig, aber längst salonfähig. Und durch den besonderen Charakter des Theaters am Spittelberg kultureller Anziehungspunkt für Gäste aus dem In- und Ausland.
 

 

Denkmal für Jura Soyfer

Das war auch in der jüngeren Geschichte des Spittelberges nicht immer so. Jahrzehntelang verkam der Spittelberg als Stiefkind im Stadtbild. Als in den 1980er-Jahren der Abriss der desolat gewordenen Bausubstanz bevorstand, regte sich in der Bevölkerung erbitterter Widerstand. Sichtbares Zeichen dafür war die Besetzung des Amerlinghauses. Sie bewirkte ein Umdenken. Der historische Bezirksteil wurde saniert. Und im Zuge dessen einem der bedeutendsten politischen Literaten des 20. Jahrhunderts, dem 1912 in der Ukraine in einer jüdischen Familie geborenen und 1939 im KZ Buchenwald gestorbenen Jura Soyfer, ein Denkmal gesetzt. Mit einem Theater, dessen Stil wesentlich von den beiden Theatermachern Reinhard Auer und Georg Mittendrein geprägt wurde. 1983 wurde die neue Spielstätte mit Jura Soyfers Stück "Astoria" eröffnet und bis zum Jahr 1994 mit gesellschaftskritischen Produktionen bespielt. Danach übernahm Fleur Leutgeb die Leitung des Spielbetriebs.

In der Folge inszenierte hier Vollblut-Schauspielerin Ilse Scheer, legendäre Mitbegründerin der "Komödianten" am Wiener Börseplatz und exzellente Brecht-Interpretin. Berühmt-berüchtigt waren nicht zuletzt ihre Moritaten in Form von "Kaiser- und Küchenliedern". Dann wurde es still um das Theater.
 

 

Eröffnung 2003

2003 begann eine neue Ära im Theater am Spittelberg. Nuschin Vossoughi übernahm die verwaiste Pawlatschenbühne. Die neue Direktorin hatte sich bereits durch internationale Festivalkonzepte ("Voice Mania" - Internationales A-cappella-Festival, 2020 zum 23. Mal) und durch innovative, teils sehr "wienerische" Kulturprojekte (Wienerlied-Konzertreihe "Wien im Rosenstolz", 2020 zum 20. Mal), aber auch durch interkulturelle Initiativen ("Multikids", "Hallamasch") weit über die Grenzen Österreichs hinaus einen Namen gemacht. Mit einem umfassenden Konzept, vielen Ideen und unerschütterlichem Engagement haucht sie seither auch dem Theater am Spittelberg lebensfrohen Charakter im friedlichen Miteinander der Kulturen ein.

Das Theater am Spittelberg bietet Jahr für Jahr aufs Neue vielfältige Produktionen, die von Kleinkunst bis Weltmusik, von internationalen Acts bis zu Auftritten der heimischen Nachwuchsszene, von Erwachsenen-Theater bis Kinder-Comedy (einer eigenen sonntäglichen Familienschiene) reichen, stets gewürzt mit einer typisch wienerischen Note. Qualität und Originalität an einem urigen Schauplatz vereinen sich so für ein vielschichtiges Publikum.

Mit dem Theater verbindet die Gründungsdirektorin Nuschin Vossoughi ein kulturpolitisches Anliegen: "Im Mittelpunkt steht das einzigartige und nur in Wien in dieser expressiven und kraftvollen Form gelebte Miteinander der Kulturen sowie eine respektvolle und schöpferische Begegnung dieser verschiedene Welten. Das künstlerische Programm des Spittelberg-Theaters ist sozusagen ein Querschnitt durch alle Kulturen dieser Stadt."

 

 

Neustart im generalsanierten Haus 2010

Mit Juli 2010 startet Nuschin Vossoughi mit dem Theater am Spittelberg in eine neue Ära. Dank Ihres Einsatzes wurde das Haus mit Unterstützung des Kulturamtes der Stadt Wien (Kulturstadtrat Dr. Andreas Mailath-Pokorny), des Bau- und Gebäudemanagements der Stadt Wien (MA 34), der Bezirksvertretung Neubau (Bezirksvorsteher Mag. Thomas Blimlinger) und des Vorsitzenden des Wiener Gemeinderates, Godwin Schuster, generalsaniert.

 

Die familiäre Atmosphäre, der besondere Charakter und das erfolgreiche Konzept bleiben in jedem Fall gewahrt. So heißt es wie schon in den letzten Jahren: Hereinspaziert zum vergnüglich berührenden Kulturen-Mix ganz spezieller Art. Im neuen Ambiente – und mit neuen Überraschungen!

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